Wallfahrtskirche Maria Licht

Das erste Kirchlein vor 1683

Das erste Kirchlein in Acladira war dem hl. Sebastian geweiht. Als dieses baufällig geworden war, soll der damalige Pfarrer durch eine göttliche Botschaft dazu veranlasst worden sein, die neue Kapelle Maria zu weihen. Im Kirchenarchiv von Trun wird vermerkt, dass in der Nacht nach der Grundsteinlegung der ganze Hügel von einem hellen Licht erleuchtet worden sei. Am 4. Juli 1672 konnte der Neubau durch den Bischof von Chur zu Ehren der Maria zum Licht geweiht werden.

Der Wallfahrer

Seit jeher bleibt die Verehrung der Gottesmutter als Fürsprecherin und Trösterin der Betrübten ein Ort des Gebetes und der Hoffnung. Dies bezeugt die grosse Schar Pilger, die jahrein jahraus das Heiligtum von Acladira besucht. Das Vertrauen auf die Hilfe der Gottesmutter dokumentiert auch die grosse Zahl der Exvoto-Tafeln, wobei nur eine Auswahl an den Seitenwänden des Kirchenschiffes zu finden ist. Auch sie sind Beweise der grossen Hilfe in so vielen und verschiedenen Notlagen, Naturgefahren und Krankheiten. Die Kollektion der Exvoto-Tafeln reicht bis im Jahre 1666 zurück. Aber auch Exvoto-Tafeln unserer modernen Zeit sind zu finden. Es ist die grösste Sammlung dieser Art im ganzen Kanton Graubünden, wenn nicht in der ganzen Schweiz.

Die heutige Kirche

Schon kurz nach Fertigstellung der Marienkapelle setzt eine grosse Wallfahrtsbewegung ein, die bereits im Jahre 1681 zu einer Erweiterung der Kapelle führte. Die Weihe des Gotteshauses erfolgte am 23. Juni 1683, wobei sie die gleiche Grösse aufwies, wie sie sich heute darstellt. Die Baugeschichte der Wallfahrtskirche Maria Licht kann von aussen an den sich deutlich voneinander abgrenzenden Raumteilen abgelesen werden. An den ursprünglichen Chor im Osten grenzt der zweijochige Vorchor, der dem ehemaligen Schiff der Kapelle entspricht. Die Verwendung spitzbogiger Fensterformen bei einem Barockbau wirkt anachronistisch, ist aber wahrscheinlich auf lokale Traditionen zurückzuführen. Neben den Fenstern bringt die flache Liseneingliederung ein weiteres vertikales Element in die Wandgestaltung ein. Sie setzt sich an der Fassade fort. Das im Westen an den ursprünglichen Baukörper angefügte Langhaus stellt die Erweiterung von 1681-1683 dar. Aus der kleinen Kapelle entstand nun eine Kirche. Auch der markante Kirchturm und die Sakristei an der Nordseite kamen wahrscheinlich bei diesen Umbaumassnahmen hinzu, was eine Vormauerung zweier Fenster im Vorchor zur Folge hatte. Das angrenzende Benefiziathaus hingegen wurde im Jahre 1685 erstellt.

Beim Betreten der Barockkirche sticht das monumentale Fresko des Triumphbogens direkt ins Auge. Das grosse Triumphbogenfresko ist der Huldigung Mariens gewidmet und beherrscht den Raumeindruck der Wallfahrtskirche. Zwischen zwei gemalten Säulenarchitekturen erstreckt sich der Triumphzug zu Ehren der Gottesmutter, die auf einem goldenen, reich verzierten Triumphwagen thront. Der Sternenkranz um ihr Haupt versinnbildlicht die zwölf Stämme Israels. Die Krone und das Zepter sind die Insignien der Himmelskönigin, die liebevoll den Christusknaben im Arm hält. Der Triumphwagen wird von Benediktinerheiligen gezogen, die gemäss ihrem Rang hierarchisch angeordnet sind. An der Spitze steht der Mönchsvater Benedikt unter einer Säulenkolonnade. Als weiteres Zeichen des Sieges des Christentums über fremde Religionen treiben die Benediktiner Juden und Heiden vor sich her. Das Chor Bild ist nicht nur Ausdruck barocker Marienverehrung, es dokumentiert auch die Bedeutung des Benediktinerordens, der sich in besonderem Masse um die Marienwallfahrt verdient gemacht hat. Das Fresko stellt auch einen Bezug zum Kloster Disentis her, das im Gefolge der Französischen Benediktinerkongregation im 17. Jahrhundert an Einfluss gewonnen hatte.

Der Hochaltar (1750)

Die ursprüngliche Marienkapelle (1672) besass ein Hochalter mit gemaltem Heimsuchungsbild. Im Zuge der Kirchenerweiterung ersetzte man das Altargemälde durch eine bekleidete Madonna mit Kind. Eine Exvoto-Tafel aus dem Jahre 1690 symbolisiert die Änderung des Hauptalterbilds durch eine bekleidete Madonna. Das Heimsuchungsbild befindet sich heute in der Seitenkapelle.
1894 ersetzte man das Gnadenbild durch eine Holzfigur Tiroler Herkunft, dass seinerseits später von der heutigen Gnadenstatue abgelöst wurde. Der Hochaltar ist sowohl künstlerischer als auch theologischer Mittelpunkt der gesamten Kirchenausstattung. Die Seitenflügel schwingen nach aussen vor und rahmen die beiden Chorfenster, die so wirkungsvoll in die Altargestaltung einbezogen werden. Je eine Säulendreiergruppe flankiert die Mittelnische. Die Überdeckung der mittleren vorgezogenen Stütze zeigt sich die Verkröpfung des Gebälks über den vergoldeten Kompositkapitellen. Maria und das Christuskind sind in prachtvoll bestickte Gewänder gekleidet und tragen kostbare Kronen.

Die Seitenaltäre

Die Seitenaltäre im Vorchor sind erst nach der Stuckierung des Altarhauses entstanden. Zweisäulige Ädikulen bilden jeweils den Rahmen für das Altarblatt. Der linke Altar zeigt die Heilige Familie mit dem hl. Sebastian, der dem Christusknaben zwei seiner Marterpfeile übergibt, während auf dem Altarblatt der rechten Seite die hll. Anna und Joachim als betagtes Paar mit dem Marienkind zu sehen sind. Unter der Triumphalbogenwand zeigt das linke Altarbild die hll. Placidus und Sigisbert, während das rechte Altarbild die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind zusammen mit der hl. Scholastika. An der Vorderwand des grossen Chorbogens sind zwei Seitenaltäre besonderer Art angebracht. Sie sind schmal und überhöht, in ein rotes, an der Wand gemaltes Lamberkin gesetzt. – Der Volksaltar steht zuoberst auf der Treppe mitten im Vorchor. Architekt Damian Widmer (1990) hat einen Volksaltar aus blauem Marmor geschaffen. Den Unterbau bilden zwei Stützen in Form eines M, der Initialen Mariens.

Das Kirchenschiff (1687-1690)

Die Ausstattung des Chores lebt von der reichen Deckenstuckierung, die mit Laubwerk, gerollten Kartuschen und lieblichen Putten die Gewölbe fühlt. Die 15 Ölbilder, eingerahmt von Stuckornamente, zeigen Szenen aus dem Marienleben. Es dokumentiert die ikonographische Besonderheit aus dem Marienzyklus (Geburt, die Verlobung, die Geburt Jesu, usw.). Grosses künstlerischer Einfühlungsvermögen und handwerkliches Können seines Schöpfers zeichnet das Karfreitagskreuz aus dem Ende des 16. Jahrhundert aus, welches die Darstellung des Schmerzens Christi eindrucksvoll wiedergibt.

Patrozinium: Name der hl. Maria (12. September)
Erstellt: 1681-1683
Weihung: 23. Juni1683
Letzte Restaurierung: 1989-1991

Die Kirche ist tagsüber offen.

Mehr Informationen zum Projekt der Aussenrenovierung der Kirche 2022 link.