Pfarrkirche hl. Martin Trun

Die Kirche vor 1660

Über den 765 erwähnten Vorgängerbau der Martinskirche in Trun besitzen wir keine weiteren Angaben. Das erste Gotteshaus mit Martinspatrozinium entstand wohl vor 1272, da für dieses Jahr am 13. Oktober eine Neuweihe mit einem Altar bezeugt ist. Auch bezeugen verschiedene Urkunden unter anderem die Weihe eines Marienaltars. Da die Kirche in der Folgezeit dem gesteigerten Raumbedarf nicht mehr entsprach, wurde sie nach der Grundsteinlegung der heutigen Kirche am 23. April 1658 durch Pfarrer Johannes a Turre im Jahre 1660 vollständig abgebrochen.

Die heutige Kirche

Die Martinskirche erhebt sich an einem quadratischen Platz am südwestlichen Ortsrand von Trun und liegt innerhalb eines niedrigen Mauerrings, der über eine kleine Treppenanlage vom höhergelegenen Platzplateau den Zugang zur Kirche und zum Friedhof erschliesst. Die hoch auftragende Giebelfassade gliedert die geblendete Arkadenbogen, die auf toskanischen Pilastern ruhen. Die Mittelachse wird durch das Hauptportal mit seiner schönen Hausteinrahmung und den gesprengten Dreiecksgiebel akzentuiert. In den seitlichen Achsen befinden sich kleine Segmentbogenfenster und Rundbogen. Die Wandgemälde dieser Nischen zeigen rechts den hl. Georg mit dem Drachen, während links die Mantelteilung des hl. Martin dargestellt ist. Ein glatter Dreiecksgiebel mit umlaufendem Gesims und Oculus schliesst die Fassade ab.

Das Innere

Der stattliche, weite Innenraum erstrahlt seit der Restaurierung wieder in einheitlich barockem Glanz. Die Anlage ist nach Süden gerichtet und umfasst ein vierjochiges Langhaus, zwei sehr flache Seitenkapellen sowie den eingezogenen, dreiseitig geschlossenen Chor. Die architektonische Gliederung erfolgt durch gestufte Wandvorlagen auf hohen Podestalen, auf denen flache Blendbogen mit grosser Spannweite aufruhen. Im südlichen Langhausjoch öffnen sich Blendarkaden zu flachen, kapellenartigen Nischen, die lediglich in der Mauertiefe sitzen und nach aussen nicht in Erscheinung treten. Das umlaufende Kranzgesims ist vorkragend und stark verkröpft. Die darüber angrenzende Deckenzone mit ihren queroblongen Kreuzgewölben setzt die Jochteilung der Wände durch Gurtbogen fort. Das nördliche, 1952 angebaute Langhausjoch wird ganz von der freitragenden Orgelempore eingenommen.

Der Hochaltar

Der prachtvolle und figurenreiche Altaraufbau, der heute einen so harmonischen Gesamteindruck bietet, entstand in zwei getrennten Schaffensperioden. Zur ersten Phase aus der Zeit um 1660, die von einem unbekannten Meister des Frühbarocks geschaffen wurde, zählt der streng architektonische Retabelbau in der Mitte, der mit einem ornamentierten Säulenpaar das Altarblatt umgibt, sowie das Altarblatt selbst und den Auszug mit seinen zahlreichen Ornamentmotiven im Knorpelstiel. In einer zweiten Phase um 1766 wurde der seitliche Flügel aus Reliquienschreinen, Säulenpaaren und bewegten Gesimsstücken ergänzt, die ein reicher Dekor aus Rocaillen, Engelsköpfen und Blattwerk überzieht. Das säulenumrahmte Altarblatt zeigt im Vordergrund kniend die hll. Sigisbert und Placidus, dahinter stehen die hll. Luzius, Florinus und der Kirchenpatron hl. Martin. Auf der Mensa steht die aufwendige Tempelarchitektur des zweistöckigen Tabernakels mit bekrönender Kuppel und Seitenflügeln.

Die Seitenaltäre

Die vier Seitenaltäre der Chorbogenwand sind als Pendants komponiert und entstanden nach der Neubauphase von 1660. Die beiden Altäre, welche vom Schiff aus zu sehen sind, sind symmetrisch konstruiert worden. Sie werden jeweils von schwarzen Halbsäulen mit korinthischen Kapitellen und einer Segmentverdachung mit geschweiften Giebelschenkeln und darauf sitzenden Putten Ädikula artig gerahmt. Ins Auge sticht das linke Altarbild, zeigt es das Gemälde Maria im Gewand einer vornehmen Dame mit schleierbedecktem Haar. Sie hält den Jesusknaben in den Armen und lächelt nachsichtig zu ihm hinunter. Links unten ist Johann Baptist als Knabe und stehend Johannes der Evangelist dargestellt.

Bemerkenswert ist die kompositionelle Linie der Köpfe der Figuren, die zu einer aufsteigenden Diagonale führt, welche von der Vertikalen des Baumes in der Bildmitte geschnitten wird. Über den Häuptern der Kinder schildert ein Ausblick unter der Baumkrone die Schönheit einer italienisch anmutenden Landschaft. Das linke Altargemälde entstand dagegen als Stiftung des Pfarrers von Trun, Johannes a Turre im Jahre 1670. Das rechte Altarblatt zeigt die hll. Barbara und Katharina und ist nicht so wertvoll wie das gegenüberliegende Altargemälde. Vor diesem Altar erinnert eine Gedenktafel an die Grabstätte des Paters Placidus a Spescha (*1752), der am 16. August 1833 hier beerdigt wurde. Im südlichen Joch des Langhauses befinden sich zwei flache Wandnischen, deren reiche Ausgestaltung mit Wandgemälden und Stuckaltären einen reizvollen Kontrast zum schlicht gehaltenen Kirchenschiff bietet. Beide Seitenkapellen gleichen sich in ihrer Grundkonzeption, doch variieren die Details der Ornamentierung, deren Formen dem hochplastischen Stuck italienischer Schule entsprechen. Die rechte Kapelle ist der Rosenkranzmadonna gewidmet und so zeigt das Altarblatt die hl. Katharina von Siena und den hl. Dominikus. Die linke Kapelle ist dem Namen Jesu gewidmet, und so schildert das Altarblatt dessen Verherrlichung durch eine Schar von Heiligen.

Der Taufstein mit seiner schlichten Kelchform stammt vermutlich aus dem 14. Jh. Das Chorbogenkruzifix entstand in der Mitte der 16. Jh. Die barocke Muttergottes mit Kind im Langhaus erhebt sich auf einer Mondsichel und wurde wohl Mitte des 18. Jh. geschaffen. Im Jahre 1951 machte die wachsende Zahl der Gemeindemitglieder eine Veränderung des Schiffes um ein Joch nach Norden erforderlich. Die letzte Restaurierung im Innen- und Aussenbereich erfolgte 1997/1998.

Patrozinium: hl. Martin von Tours (11. November)
Erstellt: 1658-1662
Weihung: 3. September 1662
Letzte Restaurierung: 1997-1998

Die Kirche ist tagsüber offen.